Medienmitteilung 4.12.2025
4.12.2025: Rücksicht auf Wildtiere im Winter – Massnahmen zur Besucherlenkung zeigen Wirkung
Die Biosfera Val Müstair hat im Winter 2024/25 zum zweiten Mal ein Wintersport-Monitoring am Piz Dora und Piz Turettas durchgeführt. Fünf Jahre nach der ersten Erhebung zeigt sich: Die umgesetzten Massnahmen zur Besucherlenkung funktionieren weiterhin – die Wildruhezonen werden weitgehend respektiert und die meisten Tourengeher:innen halten sich an die empfohlenen Routen.
Skitouren erfreuen sich im Val Müstair grosser Beliebtheit und haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Bestandteil des touristischen Winterangebots entwickelt. Gleichzeitig bewegen sich die Tourengeher:innen in sensiblen Lebensräumen heimischer Wildtiere. Gerade im Winter sind diese auf Ruhe angewiesen: Die Nahrung ist knapp, die Temperaturen sind tief und jede Flucht bedeutet einen hohen Energieverlust. Wiederholte Störungen können ihre Überlebenschancen verringern – insbesondere nach längeren Kälteperioden oder bei hohem Schnee. Vor diesem Hintergrund verfolgt der Naturpark das Ziel, Erholung und Wildtierschutz miteinander in Einklang zu bringen.
Damit dies gelingt, setzt die Biosfera Val Müstair auf gezielte Sensibilisierung, Besucherlenkung und regelmässige Besucherzählungen. Die Daten helfen zu verstehen, wie intensiv die Gebiete genutzt werden und zu welcher Zeit die Personen hauptsächlich im Gelände unterwegs sind. So lassen sich Lenkungsmassnahmen zielgerichtet planen.
Zwei beliebte Ziele bei Tourengeher:innen sind der Piz Dora und der Piz Turettas. Teile der Routen führen durch Wald, wo sich zwei empfohlene Wildruhezonen befinden. Um Tourengeher:innen zu lenken, wurde vom Forstamt Val Müstair zwischen den Zonen ein Korridor ausgeholzt und verbreitert. Diese «Schneise» lässt sich mit Ski leichter befahren als der angrenzende Wald und wirkt so ganz natürlich lenkend. Ergänzend informiert und sensibilisiert der Naturpark gemeinsam mit Wildhut, Gemeinde, Tourismus und Jägerschaft: Informationsflyer und Poster weisen auf die Wildruhezonen hin, und jedes Jahr finden Aktionen direkt im Gelände statt, um auf die Thematik aufmerksam zu machen.
Um den Erfolg der Massnahmen zu prüfen, wurden im Winter 2024/25 entlang der Aufstiegs- und Abfahrtsrouten auf den Piz Dora und den Piz Turettas fünf automatische Kameras installiert. Die Aufnahmen erfolgen anonymisiert: Gesichter oder personenbezogene Merkmale sind nicht erkennbar, und alle Daten wurden nach der Auswertung gelöscht. Ergänzend wurde eine Drohne eingesetzt, um Spuren im Schnee zu dokumentieren. Diese Erhebungen wurde von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) gemeinsam mit dem Naturpark durchgeführt.
Die Auswertung zeigt klar: Die empfohlenen Wildruhezonen wurden mehrheitlich respektiert. Nur sehr vereinzelt wurden Spuren innerhalb der empfohlenen Wildruhezonen festgestellt. Die meisten Tourengeher:innen hielten sich an die empfohlenen Aufstiegs- und Abfahrtsrouten. Insgesamt zählten die Kameras im Aufstieg 1369 und im Abstieg 1034 Passagen, also durchschnittlich 9 Personen pro Tag. An Spitzentagen wurden bis zu 67 Personen gezählt. Die Kameras zeigten an allen Standorten jedoch auch regelmässig Tage ohne jegliche Aktivität – also Tage, an denen keine Tourengänger:innen unterwegs waren. Der Anteil solcher «ruhigen» Tage lag je nach Standort zwischen 26 % und 50 %, was zeigt, dass die Tiere nicht nur innerhalb der Wildruhezonen, sondern auch im umliegenden Gebiet regelmässig störungsfreie Zeitfenster haben.
Für die Biosfera Val Müstair ist das ein erfreuliches Ergebnis. Die Kombination aus klarer Routenführung, gezielter Sensibilisierung und technischer Beobachtung hat sich bewährt. Sie ermöglicht, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und Massnahmen bei Bedarf anzupassen.
Medienkontakt
Linda Feichtinger (Forschung | Monitoring)
Tel. +41 81 851 60 76
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