Für ein wildes Val Müstair
Jon Gross
Vielseitig unterwegs
Als Wildhüter im Val Müstair hat Jon die herausfordernde Aufgabe die Bedürfnisse der Wildtiere und die Nutzungsinteressen des Menschen aufeinander abzustimmen. Der Beruf des Wildhüters ist eine sehr vielseitige Aufgabe, welche keinen Feierabend kennt. Genau diese unberechenbare Komponente seines Berufes findet Jon spannend. Oft muss man auf ungeplante Vorkommnisse reagieren und flexibel agieren können. Dies macht die Arbeit abwechslungsreich und kein Tag ist wie der andere. «Es macht mir nichts aus, in aller Frühe aufzustehen oder nachts noch auszurücken. Man wird zum Teil mit einer einzigartigen Stimmung der Naturlandschaft belohnt», erklärt Jon mit einem Lachen.
Ferientipp «Wildbeobachtung»
Für eine Flucht benötigt ein Wildtier im Winter viel mehr Energie, da ein Vorankommen im Schnee anstrengender ist und die tiefen Temperaturen an den Energiereserven nagen. Daher ist es wichtig, dass Wildruhezonen eingehalten werden, um zu vermeiden, dass die Tiere unnötig vom Menschen aufgescheucht und in die Flucht getrieben werden. «Viele Gäste sind sich dieser Problematik nicht bewusst», erklärt Jon. «Daher möchte ich die Gäste auf Wildtierbeobachtungen auch für dieses Thema sensibilisieren. Mich freut es besonders, dass immer wieder ganze Schulklassen dieses Angebot buchen. Draussen in der Natur lässt sich das Verhalten der Wildtiere und deren Herausforderungen eindrücklich aufzeigen.»
Schutz des Wildbestandes
Die Anzahl von Fallwild – Tiere, die ohne Fremdeinwirkung zu Tode kommen, zum Beispiel durch Krankheit, Hunger oder Kälte – ist je nach Saison verschieden. Harte Winter haben zur Folge, dass viele Tiere den harschen Klimabedingungen zum Opfer fallen. Sind die Winter hingegen mild, überleben auch kranke Tiere, was zum Problem werden kann. Das Aufspüren von kranken Tieren ist ein wichtiger Bestandteil seines Jobs. So können Krankheiten eingedämmt und der Bestand der Wildtiere geschützt werden.
Auf Spurensuche
Gewisse Krankheiten sind dabei auf Distanz zu erkennen, für andere wiederum muss man die Tiere von Nahem betrachten, um mögliche Anzeichen zu erkennen. So erklärt Jon, dass ein kreisförmiger Spurenverlauf auf ein Tier hindeutet, das von der Gamsblindheit befallen wurde. Man muss schnell reagieren, um die Ansteckungskette zu unterbrechen und die Krankheit einzudämmen. Dabei ist die Zusammenarbeit mit den Jägern von immenser Bedeutung, da diese Hinweise über den Verbleib der Tiere geben können.
Regulierung des Wildbestandes
Den Wildbestand zu regulieren ist unter anderem wichtig, um die Wälder vor übermässigem Wildverbiss zu schützen. Auf diese Weise kann der Schutzwald, welcher die Bevölkerung vor Naturgefahren schützt, wachsen und sich verdichten. Während der jeweiligen Jagdsaison im Herbst ist Jon besonders oft in der Natur unterwegs, um bei Zwischenfällen mit Wildtieren reagieren zu können und den Jägern zur Seite zu stehen, falls die Situation dies verlangt. Insbesondere das Gams- und Steinwild zieht sich oft ins Hochgebirge zurück – ein anspruchsvolles Terrain um Tiere aufzuspüren. Bei garstigem Wetter ist diese Herausforderung nicht zu unterschätzen und Teamwork von hoher Relevanz.
Planung der Jagd
Bei der Planung der Jagd ist es eine Voraussetzung, dass der Bestand der einzelnen Wildtiere erfasst wird. Damit dieser Bestand definiert werden kann, organisiert Jon im Frühjahr Wildtierzählungen, an welchen auch Jäger, Förster und Bauern im Tal teilnehmen. In Koordination mit dem benachbarten Vinschgau sowie dem Amt für Jagd und Fischerei wird anschliessend die Anzahl der vorhandenen Wildtiere bestmöglich abgeschätzt und der Abschussplan für die Jagdsaison bestimmt.